Bei älteren Personen findet die Idee des Generationenwohnens Anklang. Viele wünschen sich gute Gesellschaft, wollen mitten im Leben wohnen. Wie sieht das aus Sicht der Jungen aus? Bewohnerinnen verschiedener gemeinnütziger Bauträger, die diese Wohnform anbieten, berichteten an diesem äusserst gut besuchten Abend von ihren Erfahrungen und diskutierten Modelle. Im Rückblick...
Simone Gatti fasste eingangs Erkenntnisse aus zwei vorangegangenen Podien zusammen. Sie hielt fest, dass sich die Hälfte der Bevölkerung (Haushalte) Wohnungen über CHF 1'100.– (im AHV-Alter) oder CHF 1'900.– (Arbeitstätige) kaum noch leisten können. Auch hat sich gezeigt, dass das Bauland in den Zentren ebenso knapp wie unerschwinglich geworden ist. Gleichzeitig verändern sich die Bedürfnisse nach Nachbarschaft, anderen Wohnformen und Raum je nach Generation.
Yvonne Lenzlinger, Bewohnerin der Giesserei Winterthur, erzählte von der Willkommenskultur, die sich durch die Bauetappen ergab: «Wer schon da war, organisierte einen Apéro und begrüsste die Zuzüger der nächsten Bauétappe.» Auch habe man bei der Erstvermietung darauf geachtet, dass die Mischung stimme. Inzwischen habe diese sich aber bereits verändert. So leben heute in der Giesserei 248 Erwachsene und 110 Kinder. Isabella Sorbé, die ebenfalls dort lebt, meinte, dass es keinen Erwartungsdruck gebe, sich um andere zu kümmern. Dank den verschiedenen Generationen kommt aber altes und neues Know-how zusammen. So finde sie jemanden, der ihr im Umgang mit dem PC helfe, und sie wiederum helfe bei der nachbarschaftlichen Kinderbetreuung. Tatsache ist aber auch, dass mit dem Mietvertrag auch die Verpflichtung eingegangen wird, 30 Stunden pro Jahr Arbeit im Dienste der Genossenschaft zu leisten.
Caroline Zweifel ist eher zufällig Generationenbewohnerin geworden. Sie hätte sich ganz normal mit ihrer Familie für eine Wohnung beworben. Das Modell sei für sie zweitrangig gewesen. Und erst mit der Zeit habe sich – ganz organisch – eine gute Nachbarschaft zwischen alt und jung entwickelt.
In beiden Genossenschaften wurden Vergabekriterien erarbeitet, nach denen die Bewohnerschaft die Bevölkerung der Schweiz ziemlich genau wiedergibt und die auch heute noch angewendet werden. Dies wird von immer mehr Genossenschaften ähnlich gehandhabt. Teilweise kommen dabei auch Software-Lösungen zum Einsatz.
Fazit: Gemeinschaft – auch über Generationen hinweg – lässt sich nicht verordnen. Wenn aber beim Bauen, bei der Gestaltung der Innen- und Aussenräume, durch Vermietungskriterien und bei der Budgetierung der Ausgaben die gemeinschaftsbildenden Massnahmen eingeplant werden, ist dies eine gute Voraussetzung für ein künftig gut nachbarschaftliches Zusammenleben.
Moderation: Simone Gatti (Vorständin Wohnbaugenossenschaften Zürich)
Podiumsteilnehmende:
Yvonne Lenzlinger und Isabella Sorbé (Bewohnerinnen der Giesserei Winterthur)
Rahel von Arx (Wohnbaugenossenschaften Bern-Solothurn)
Caroline Zweifel (Bewohnerin Generationenwohnen wohnenplus Bergli Bülach)