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Debatte

33 % – Wie lange müssen wir uns gedulden?

26.09.2019 / 19.00–21.00 Uhr

33 % gemeinnütziger Wohnraum bis ins Jahr 2050 – das ist das Ziel, und so steht es seit 2011 in der Gemeindeordnung der Stadt Zürich. Wie bindend und wie sinnvoll ist das? Und wer soll diese Zielvorgabe umsetzen? In der Politik und beiden Wohnbaugenossenschaften gehen die Meinungen weit auseinander – von «weniger ist mehr» bis «so viel wie unmöglich».
Hier ein kurzer VIDEO-Rückblick >


Die Attraktivität der Stadt Zürich ist in den letzten Jahren enorm gestiegen, nicht zuletzt durch die Ansiedlung internationaler Firmen und ihren Mitarbeitenden. Da der Wohnungsbau kaum mit der Nachfrage Schritt halten kann und Wohnraum knapp ist, wird er – nach den Gesetzen des Marktes – auch teurer.

Um dem entgegenzuwirken, forderte Niklaus Scherr vom Mieterverband, dass bei künftigen Um- und Aufzonungen konsequent jeweils mindestens ein Drittel für den gemeinnützigen Wohnraum reserviert wird. Er erinnerte auch an den ehemaligen Stadtrat Emil Klöti (1928-42), der dafür sorgte, dass die Stadt zielstrebig Land kaufte und es den Genossenschaften zur Verfügung stellte.
Dass das Erreichen der 33 % schwierig wird, machte Christian Portmann, Präsident von Wohnbaugenossenschaften Zürich, deutlich: Die verfügbaren Bauflächen würden knapp und bei Nachverdichtungen in den Genossenschaftsquartieren stiesse man bezüglich Akzeptanz in der Bevölkerung an Grenzen.
Ein erfreuliches Signal sendete Barbara Zeleny, Projektleiterin der SBB Immobilien AG aus: «Wir haben selber erkannt, dass günstiger Wohnraum gefordert ist. Unser Portfolio wird zukünftig einen Drittel günstigen Wohnraum anbieten.» Sie wünschte sich mehr Mut von der Politik, die anstehenden Projekte voranzutreiben und umzusetzen. So sprach sie von etlichen Projekten, die bereits in Verfahren steckten, aber verzögert würden. Verzögerungen und Hindernisse führte auch Stadtrat Daniel Leupi ins Feld, erwähnte die scharf kritisierten «Notkäufe» der Stadt, aber auch das Problem, dass mit Neuzuzügern auch die städtische Infrastruktur ständig ausgebaut und die Budgets dafür gesprochen werden müssten.

Ausschnitte aus der DEBATTE #2:
«33 % – wie lange müssen wir uns gedulden?»


Einhellig wurde geäussert, dass im Zusammenhang mit der Siedlungs- bzw. Wohnbaupolitik «grösser gedacht», also nicht nur die Stadt, sondern auch die Agglomeration in die Überlegungen einbezogen werden müsse. Dass die Agglomerationsgemeinden bei diesen Entwicklungen mitmachen würden, zeigen die letzten Abstimmungsergebnisse. Dazu meint Christian Portmann: «Naiv sind wir nicht. Wir stellen fest, dass wir auf dem Land noch Überzeugungsarbeit leisten müssen. Darum ist diese Ausstellung so wichtig und dass wir die Gemeindepolitiker aller Parteien erreichen. Bezahlbarer Wohnraum ist ein Standortfaktor.» Er plädierte für eine Erneuerung des Gesellschaftsvertrages. Und er merkte an, dass überteuerter Wohn- und Gewerberaum aus seiner Sicht keine sinnvolle Wertschöpfung sei und auch nichts mit Innovation zu tun habe. Dies müsse zu denken geben.

Moderation: Judith Wittwer
Podiumsteilnehmende:
Daniel Leupi (Stadtrat Zürich),
Niklaus Scherr (Vorstand Mieterverband Stadt Zürich),
Ueli Keller (Präsident PWG),
Christian Portmann (Präsident Wohnbaugenossenschaften Zürich)
Barbara Zeleny (Gesamtprojekt-Leiterin SBB Immobilien AG)